Gütersloh

Meine Iran-Reise

Wie stellt man sich auf eine Reise ein, die scheinbar ins Ungewisse führt? In ein Land, das „Träume aus 1001 Nacht“ wachruft, jedoch durch politisch kontroverse Berichterstattung bei vielen Menschen Bedenken auslöst? Man packt seine Koffer und fährt einfach los.

Es warten 8 Tage Iran mit Studiosus auf mich. Ein straffes Programm, das mich im Februar von Shiraz über Yasd in Richtung Isfahan bis nach Teheran führen soll.

Mit Turkish Airlines (neue Maschinen, tolle Verköstigung) geht es von Düsseldorf über Istanbul nach Shiraz. Ich treffe meine Reisegruppe in Istanbul am Gate. Nach den ersten Gesprächen ist uns allen klar: wir sind auf dem Weg in ein großes Abenteuer. Unsere Kopftücher haben wir pflichtbewusst „an der Frau“. Der Anschlussflug führt uns in der Nacht nach Shiraz, so dass man unser nervöses Zwirbeln an den Kopftüchern bei der Landung gar nicht mitbekommt. Neben mir sitzt eine ältere Iranerin mit lachenden Augen, die mir bei der Landung und meinem Versuch jede Haarsträhne zu verstecken aufmunternd zulächelt und schmunzeln muss: „Haben Sie keine Angst! Sie werden den Iran lieben!

Auf dem Weg durch die Passkontrolle steigt die Aufregung: was wird uns alle erwarten? Und plötzlich sehen wir knallrote Lippen unter bunten Kopftüchern, die adrett den Hinterkopf schmücken. Bilden wir uns das alles nur ein? Im Gegenteil!

Der erste Tag in Shiraz begrüßt mich mit strahlendem Sonnenschein und azurblauem Himmel. Los geht es zu den Ruinen von Persepolis – eines der vielen UNESCO Weltkulturerbe, denen ich in den nächsten Tagen begegnen werde. Und überall Menschen, die uns anstrahlen und sich freuen, dass wir Ihr Land besuchen: „Welcome to Iran! Thank you so much for visiting our country!” Ein Dank, dass ich als Tourist zu Gast bin? Selbst an den Felsengräbern von Nagsch-e Rustam, die wie aus dem Nichts am Straßenrand erscheinen, nimmt die Begeisterung kein Ende.

Überall folgen uns die Poeten, wie beispielsweise der Dichter Hafez, dessen Grab als Pilgerstätte aller Generationen gilt und mich beim Sonnenuntergang in Shiraz verzaubert.

Durch karge Landschaften, die von gigantischen Gebirgsketten gesäumt werden, bringt uns der nächste Tag in Richtung Yasd. Die Sonne strahlt erneut vom Himmel und lässt die riesige Ausgrabungsstätte von Pasargadae noch unwirklicher erscheinen. Die Ausmaße der ehemaligen Tempelanlage kann ich kaum fassen, als ich vor den riesigen Säulenresten stehen. Das Grab von Kyros ragt majestätisch hervor und lässt mich ehrfürchtig vor der Geschichte des Landes stehen. Nach so viel Kultur und Landschaft ist der Freitag (im Islam dem christlichen Sonntag entsprechend), der ideale Tag für ein Essen unter Freunden. Unser Reiseleiter Nafid überrascht uns mit einem typisch persischen Picknick im Garten einer iranischen Familie, die zu Ehren des freien Tages gerade dabei ist, ein Schaf zu schlachten. Kultur hautnah. Es folgt viel Gelächter, persische Köstlichkeiten und glitzernd verzierte Smartphones die nach zig Gruppenfotos gar nicht mehr aufhören zu klicken. Die Lehmstadt Yasd wartet jedoch schon sehnsüchtig auf unsere Ankunft.

Ein neuer Tag voll Sonne mit geschichtsträchtigen Monumenten und freundlich lachender Menschen erwartet mich. In einem kleinen Café über den Dächern von Yasd stockt uns vor Bewunderung der Atem: in der Sonne funkeln die blauen Kuppeln der Moscheen, Vögel jagen durch die Lüfte, Windtürme stehen bereit um für kühle Sommernächte zu sorgen. Und all dies eingerahmt vom schneebedeckten Kuhrud Gebirge mit seinen bis zu 5.000 m hohen Bergen! Genau in dem Moment wird mir bewusst: ich bin verzaubert vom Iran! Wir alle sind im Bann dieses weltoffenen und freundlichen Landes und müssen über uns selbst lachen, dass wir knapp 72 Stunden vorher auch nur die kleinsten Bedenken hatten.

Nach einem Picknick in einer alten Karawanserei und dem Besuch der ältesten Moschee des Landes erreichen wir die Metropole Isfahan.

Wussten Sie, dass der zweitgrößte Platz der Welt in Isfahan liegt? Der Meidan-e Imam wurde als Karawanserei erschaffen – wobei den guten Bauherren zum Glück ein wenig die Baulust durchging und man es sich daher nicht nehmen lassen kann, mehrmals am Tag das bunte Treiben des Platzes mitzuerleben. Türkisblaue Kuppeln säumen den Platz! Handgefertigte Decken, fantasievolle Teppiche und Handwerkskünste aller Art versetzen uns sofort in einen Rausch. Pistazien, Kurkuma, Safran, Zimt, Berberitzen – das Märchen persische Küche wird wahr. Ob der 40-Säulen-Palast, unser Standorthotel „Abassi“ mit seiner berühmten Teestube oder die zahlreichen prachtvollen Brücken – zu gern würden wir die Einladung eines Paares annehmen und den Abend mit ihnen im Kreise Ihrer Familie verbringen. Aber als Gruppe mit 14 Personen? Für den Iraner kein Problem. Ein Stück selbstgebackenen Kuchen und einen Becher Tee kann ich jedoch nicht ausschlagen, bevor ich zurück zum Reisebus gehe.

Drei Nächte Isfahan sind immer noch drei Nächte zu wenig. Die Reisegruppe Iranischer Schulmädchen (die Selfie-Stange ist auch im Iran angekommen!), die uns im Armenischen Viertel gar nicht mehr gehen lassen möchte, machen uns den Abschied noch ein wenig schwerer.

Die Millionenstadt Teheran schmückt sich am letzten Tag in ein kühles Winterkleid. Ein letzter Blick vom Fernsehturm Borj-e Milad auf das Elbursgebirge und das geschäftige Treiben der Stadt. Es waren wundervolle Tage – wenn auch zu kurz!

Ihr Team vom Reisebüro Kleine Fluchten